Für die religiöse Erziehung des Kindes hat das Gebet eine große Bedeutung. Mit einem sehr kleinen Kind kann man noch nicht beten; Vater oder Mutter können aber für das Kind beten. Das Kind, das seinen Eltern vertraut und das Gebet seiner Mutter erlebt, wird seinerseits sein Vertrauen auf Gott übertragen können.
Das Gebet kann eine große Bedeutung für das Lebensgefühl und das Weltverständnis des Kindes haben. Es muß nichts Lebensfernes sein. Es sollte in den Alltag des Kindes hineinreichen. Im Gebet kann das Kind die Dinge ansprechen und aussprechen, die es bewegen, sei es das Schöne und Erfeuende oder das Bedrückende, die Angst. Kinder können durch Beten lernen, ein eigenes, persönliches Verhältnis zu Gott zu gewinnen, das unabhängig ist von intellektuellen Problemen.
Aber das Beten mit Kindern und das kindliche Beten kann auch Probleme haben:
Kindliche Bittgebete können Zeichen für ein verweigertes Gespräch zwischen Eltern und Kind sein. Das Kind projiziert seine Wünsche und Ängste auf die himmlische Instanz, anstatt sich den Eltern anzuvertrauen.
Viele Kindergebete halten Kinder in dem Gefühl einer hilflosen Kleinheit und Abhängigkeit fest. ("Ich bin klein, mein Herz mach rein, soll niemand drin wohnen als Jesus allein"). Religion wird hier als entmündigend erfahren.
Kindergebete vermitteln z. T. die Fiktion einer niedlichen "heilen" Welt. Wenn sie beim Älterwerden des Kindes zerbricht, werden meist auch die Beziehungen zum Religiösen überhaupt beschädigt. Nach dem Verlust des "Kinderglaubens" finden junge Menschen nur noch sehr schwer einen neuen Zugang zu religiösem Glauben.
Eine Gefahr besteht auch in einer durch die Eltern anerzogenen, erzwungenen Gebetsroutine. Beten ist Vertrauenssache und sollte Zwang ausschließen.
Aber nicht nur die Kinder lernen was. Die Erwachsenen können oft auch noch was lernen. Von dem vollen Vertrauen das Kinder entwickeln über die unkomplizierte Ansprache Gottes (Hallo Mister Gott, hier spricht Anna...) bis hin zu staunenswerten Inhalten.
Ein Beispiel (aus "Randnotizen aus meinen Tagebüchern" von Corrie ten Boom):
Kinder besitzen außerdem eine ganz besondere Freiheit im Umgang mit ihrem himmlischen Vater. Sie kennen die Barrieren nicht, die Erwachsene zwischen sich und ihrem Herrn aufrichten.
Eine Mutter erzählte mir einst von ihrem kleinen Jungen. Sie fand ihn eines Tages in einer Zimerecke hocken und hörte ihn murmeln: "A - B - C - D - E - F - G ... "
"Was machst du denn da?" fragte sie ihn.
"Mutti, du hast doch gesagt, daß ich beten soll. Aber ich habe noch nie im Leben gebetet und weiß gar nicht, wie man das macht. So habe ich Gott das Alphabet aufgesagt und ihn gebeten, ein richtiges Gebet daraus zu machen."
Dieser Junge hatte instinktiv etwas von dem erfaßt, was Paulus in Römer 8, 26 schreibt, nämlich daß der Heilige Geist uns beim Beten hilft.
Diese Seite ist von Andreas Walter im November 1997 gestaltet, und im Dezember 1999 überarbeitet.
Zurück zum Gebet und zu meiner Homepage
.
.
.