Taufe - Was ist das, wo kommt es her, und was soll das ganze. Und was hat unsere Kultur daraus gemacht....
Ich hab mich schon manchmal gefragt, wer eigentlich mit der Tauferei angefangen hat.
Wer in die Bibel schaut, (und die sollte ja die größte relevanz haben, oder?) der stellt fest, daß Johannes der Täufer einfach angefangen hat zu taufen. Woher er die Idee hat, oder was ihn drauf gebracht hat, wird nicht berichtet. Und mir ist vorher keine Stelle bekannt, in der eine Taufe beschreiben wird.
Anscheinend (nach Fritz Rienecker in der Wuppertaler Studienbiebel, Matthäus) waren Taufen schon vorher üblich. Sowohl Juden als auch Heiden tauften sich selbst immer wieder mal, durch rituelle Waschungen und Bäder. Eine Ganztaufe war den Juden auch bekannt, und zwar als "Übertrittstaufe" von Heiden zum Judentum. Dabei bedeutete die Taufe eine komplette ganzheitliche Abkehr von den Sitten, Gebräuchen und Göttern der jeweiligen heidnischen Religion. Sie war das sichtbare Zeichen einer radikalen Umkehr (zum Judentum).
Taufe ist also eine Symbolische Handlung um die Umkehr auch für andere sichtbar und erfahrbar zu machen.
Eine andere Form der Taufe wurde von den Pharisäern recht häufig praktiziert. Dabei geht es um das symbolische Abwaschen der Sünden. Doch das waren anscheinend keine Ganztaufen...
Schauen wir nochmal auf den Sohn eines Priesters, der "Täufer" genannt wird. Er predigte und rief zur Umkehr auf. Das ist noch nichts besonderes. Zwei Sachen waren aber unerhört. Er rief nicht nur die Heiden, sondern auch die Juden zur Umkehr auf! Und er Predigte nicht in der Synagoge, wo der religiöse Regelbetrieb normalerweise ablief, sondern rief die Leute in die Wüste!
Ja, und er predigte nicht nur von dem Gott der Juden, sondern auch vom Messias, der herbeigekommen ist, und der die Trennung der Menschen (egal ob Juden oder nicht) von Gott wieder aufhebt, indem er die Sünden vergibt sofern man sich zur Nachfolge eben dieses Messias entschließt. Und daraus folgt dann der Aufruf von Johannes "dem Täufer" sich der symbolischen Handlung der Ganztaufe zu unterziehen. (Bestimmt nur dann, wenn man sich entschlossen hatte, dem Messias der kommt, nachzufolgen.) Damit machten die Leute vor den anderen Anwesenden deutlich, daß sie sich gänzlich diesem Messias hinwenden, und ihren Alltag (religiösen und weltlichen Alltag) konsequent nach ihm ausrichten. Und nur dadurch, daß eben der Messias unsere Sünden vergibt ist mit der Taufe indirekt auch die Sündenvergebung eingeschlossen.
Diese Auffassung der (ganz-)Taufe hat dann auch Jesus aufgenommen, und sie den Jüngern im Taufbefehl als Auftrag mitgegeben.Wichtig war ihm dabei, daß die Jünger (wohl in der Reihenfolge) die Menschen lehren was sie mit Jesus erlebt haben, und was er sagte, und dann sollten alle getauft werden. (Aber meiner Meinung nach nur als symbolische Handlung für die, die sich für ein Leben mit dem Christus entschieden haben.)
Aber was hat der kirchliche Regelbetrieb über die Jahrhunderte hinweg aus der Taufe gemacht?
Irgendwann wollte die Kirche eben wirklich alle zwangsweise taufen, ob sie sich jetzt für ein Leben mit Jesus als dem Messias entschieden hatten oder nicht. Dabei wurde meiner Meinung nach die symbolische Handlung mit der eigentlichen inneren Umkehr verwechselt. Dann hat sich die (irrige) Meinung verbreitet, wenn Kinder noch schnell getauft sind, dann hätte sie Gott besonders gerne, ansonsten würden sie dem Teufel zufallen... Und den Zustand haben wir heute noch in der Praxis der Kindertaufe.
Eine (Wieder-)Taufe in höherem Alter als Zeichen für die jetzt aus eigenem Antrieb erfolgte innere Umkehr wäre wohl im Sinne von Johannes dem Täufer und von Jesus her ok. Die Juden die sich von Johannes dem Täufer taufen liessen, waren ja wohl zumindest teilweise sochon mehrfach getauft. Nur hat die Taufe vorher eben einen anderen Sinn und Zusammenhang gehabt. Die Kirchen sehen die Taufe als "Sakrament" als unwiederholbar an. Was macht dann jemand, der als Kind "zwangsgetauft" wurde, und sich später für Christus entscheidet? Eine Wiedertaufe als äußeres Zeichen dieser inneren Hinwendung zu Christus wäre doch wohl auch im Sinne der Bibel...
Den Kirchen wude sehr wohl bewußt, daß da was schif gelaufen ist. Und so wurden Kommunion und Konfirmation eingeführt, als Zeichen für eine Umkehr. Davor wurde auch richtigerweise eine Zeit der Lehre gesetzt, wo Jesus (und immer mehr vom Kirchlichen drumherum) gelehrt wird. Doch die Menschen vertragen es anscheinend nicht, daß sich jemand früh, jemand anderes spät und wieder andere nie zu einem Leben mit dem Christus entscheiden. Daher hat sich der kulturelle Brauch der Kommunion/Konfirmation in unserem Land festgesetzt und ist zu einem Muss geworden, das zu umgehen schwer ist. Und natürlich hat sich der Mammon in Form des Konsumzwanges nicht nur Weihnachten sondern eben auch Konfirmation/Kommunion zu eigen gemacht. Somit ist schon lange sowohl die Taufe als auch die Konfirmation/Kommunion als Zeichen der inneren Umkehr zu Christus entwertet.
Was ist zu tun? Manche Christen versuchen durch einen besondere Form der symbolischen Handlung sich von den kirchlichen Handlungen abzusetzen, etwa die Baptisen mit ihrer Taufe im Wasserbecken durch komplettes untertauchen. Andere Christen lassen ihre Kinder nicht mehr taufen, sondern lassen sie in die Gemeinde einsegnen, und dann taufen, wenn sich die Kinder das selbst wünschen. (Leider kommt dann der gesellschaftliche Druck kurz vor der Konfirmation/Kommunion, der dann eben wieder die Taufe zu einer Konsumentscheidung der Kinder werden lässt. - Ohne Taufe keine Konfirmation/Kommunion, und ohne das keine Geschenke der Verwandten - also taufen. Doch damit ist wieder die bewußte Entscheidung zur Umkehr zu Christus verlorengegangen.
Super wäre es, wenn Bischöfe oder andere kirchenpolitisch bedeutsame Menschen sich für einen ursprünglichen Umgang mit der Taufe einsetzen würden. Und das Thema sollte viel mehr in der breiten Öffentlichkeit disskutiert werden. Dazu könnte uns die mutikulturelle Gesellschaft helfen, denn in anderen Ländern herrschen auch im Bezug auf Taufe andere Sitten, und wie ist das im Islam?
Wer weiterlesen möchte, kann das beim Gnadauer Verband derzeit als "Disskusion" machen. Ob ich mit deren Erklärung einig bin, weiß ich noch nicht, ich muß sie erst selber in Ruhe durchlesen. Später hier mehr dazu.
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