Papierkragen oder Kaugummi?

Als Esel trage ich keinen Papierkragen. Da kann mir auch nicht so leicht einer platzen. Und Kaugummi gehört nicht zu meinen Futtermitteln. Aber man beobachtet halt.

Und was ich beobachte, könnte mir den Papierkragen zum Platzen bringen, wenn ich einen trüge.

Ich beobachte ein Papierkragen- Christentum, Den Leuten, die dazu gehören, Platzt immer sofort der Kragen, wenn ein anderer nicht genauso ist wie sie selbst.

Da kann einer noch so ernsthaft sein Christsein bekennen - sie wittern immer Verdacht, er könnte es vielleicht nicht so ernst nehmen. Wenn einer nicht den gleichen Stallgeruch hat wie sie selbst, glaubt man ihm das Christsein nicht.

Die anderen sollten den Kaugummi in ihr Wappen aufnehmen. Man kann ihn so Schön langziehen, und er ist so klebrig zäh.

Sie halten alles zusammen, alle sind Christen. Ob sie wollen oder nicht. Man darf doch niemandem nichts absprechen!

Manchmal denke ich Esel: Kaugummi als Lebensphilosophie - das ist unbedingt nötig für Dekane, Superintendenten, Bischöfe, Präsides, Pröpste und ähnliche verantwortungsbeladene Menschen.

Was die alles zusammenhalten müssen und wollen! Das hält ja ein Esel kaum aus.

Da es zwischen Papierkragen und Kaugummi schwer einen machbaren 1Kompromiß gibt, hilft hier nur geduldige Fürbitte. Die können sie beide brauchen: die Papierkragenchristen und die Kaugummichristen.

Diese Geschichte wurde von Ulrich Parzany verfasst.


Diese Seite ist von Andreas Walter im Februar '96 gestaltet.

Andreas Walter

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